Hildegard von Bingen - VCHP

13 downloads 231 Views 194KB Size Report
Hildegard von Bingen. ➢ Vorbemerkung. Das Mittelalter war geprägt von der Klostermedizin. Das medizinische Wissen der. Mönche und Nonnen erwarben sie ...
Hildegard von Bingen  Vorbemerkung Das Mittelalter war geprägt von der Klostermedizin. Das medizinische Wissen der Mönche und Nonnen erwarben sie sich aus den Büchern der griechischen und römischen Ärzte, die sie übersetzten, und reicherten diese Erkenntnisse mit ihren Erfahrungen an, z.B. im Kloster St. Gallen. Anfang des 7. Jahrhunderts lebte dort der Missionar Gallus. Er breitete die Botschaft von Jesus zusammen mit Columbanus bei den Germanen aus. Nach Gallus Tod pilgerten die Verehrer zum Grab. So wurde im Jahre 700 ein Kloster dort gebaut. Die Mönche lebten zunächst nach den Regeln des Columbanus. 20 Jahre später traten sie dem Benediktiner-Orden bei und wurden zu einer anerkannten Abtei. Im Jahre 816 konnte die berühmte Bibliothek von Abt Gosbert eingeweiht werden. In diese Zeit fällt auch der Ausbau des Kräutergartens auf 16 Beete. Es wurden u.a. angebaut: Bohnen, Minze, Bockshornklee, Rosmarien, Fenchel, Liebstöckel, Raute, Salbei. In einer Ordensregel der Benediktiner heißt es: "Um die Kranken soll man vor allem und über alles besorgt sein. Man diene ihnen so, wie wenn man wirklich Christus dienen würde, er selbst hat ja gesagt: Ich war krank, und ihr habt mich besucht. Die Kranken ihrerseits sollen bedenken, dass man ihnen aus Liebe zu Gott dient." Einige Klöster spezialisierten sich auf den Anbau von Heilkräutern - und dies auch heute noch (Wörishofen, Fulda).  Persönlichkeit Eine herausragende Gestalt jener Zeit ist die Äbtissin Hildegard von Bingen (10981179), eine Edelfrau aus Bernersheim, die naturheilkundliche Lehrschriften verfasste und deshalb auch "erste deutsche Naturforscherin und Ärztin" genannt wurde. Der Medizinhistoriker Schipperges schreibt über sie: "Ihr mystisches Erleben beruht einzig und allein auf der persönlichen Erfahrung einer Begegnung mit Gott, und zwar nicht dem Gott als subjektiven Gesprächspartner der Seele, sondern jenem Gott, der die ganze Welt und den ganzen Menschen geschaffen hat... Im Grunde begegnet die Mystikerin Hildegard immer nur Christus als dem Wort Gottes, dem Logos des Kosmos." Ein kleiner Auszug aus einer exegetischen Schrift bestätigt die Richtigkeit dieser Feststellung. Es handelt sich um die Auslegung vom Johannes-Evangelium, Kapitel 1, Vers 12: "Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden." Hildegard von Bingen schreibt dazu: "Alle Menschen, beiderlei Geschlechts, die Ihn im Glauben aufnahmen als Gott und Mensch (denn Gott wird zunächst im Glauben erfahren, dann wird Gott als Mensch aufgenommen), alle erhielten aus Seiner gewaltigen Machtfülle jene Kraft, in freier Entscheidung Söhne des Vaters im himmlischen Reich zu werden." (Hildegard von Bingen, Schipperges) Vielleicht haben einige Kritiker, die gerne H.v.B. ins Abseits der Kirchengeschichte zu stellen suchen, auch gelesen und schnell diese Auslegungen weggelegt, weil sie nicht mit ihrem Vorurteil zu vereinbaren waren. Wer diese außergewöhnlich gebildete und kluge, geistliche Frau verurteilt, der muss schon gut informiert sein - besonders auch über die kulturelle Situation - und sollte zumindest versuchen die eigenen Intentionen dieser Äbtissin zu erfassen!

So schreibt Frau Dr. Chr. Christ, anlässlich eines Vortrags in Engelberg (22. Sept. 1990): "Dass ich als Historikerin seit einigen Jahren immer wieder über Magie bei Hildegard nachgedacht habe, hängt damit zusammen, dass Hildegards Ablehnung der Magie, die sie in ihren theologischen Werken eindeutig ausspricht, so schlecht zu magischen Praktiken passt, die in ihren naturheilkundlichen Werken empfohlen werden. Ich denke hier besonders an Teufelsbannungen und Beschwörungen aller Art mit und ohne Amulette." Zum Schluss des Vortrags spricht Frau Dr. Christ eine sehr beherzigenswerte Warnung aus: "Christen dürfen aber nicht, wie es die Magie tut, von den Geschöpfen und aus ihnen gewonnene Heilsubstanzen mehr erwarten, als sie zu geben vermögen. Können sie doch (nach Hildegard von Bingen) 'lediglich ihr naturnotwendiges Amt erfüllen'."  Offenbarungen - Visionen Wenn man historisch berücksichtigt, dass H.v.B. ihre Visionen, die sie seit der Kindheit hatte, erst mit 42 Jahren aufschrieb, dann kann man nicht von einem übereilten und leichtfertigen Entschluss sprechen. Sie hatte sie auch mehrfach von kirchlicher Seite überprüfen lassen, das ist ebenfalls ein positives Zeichen und ein Ausdruck der Demut vor den Glaubensgeschwistern. Die Visionen traten nicht in Ekstase auf oder im Traum oder durch Geistesstörungen, "sondern wachend, besonnen und mit klarem Geiste, mit den Augen und Ohren des inneren Menschen, an allgemein zugänglichen Orten, so wie Gott es will." schreibt sie selbst. (nach J. Bühler, Klosterleben im Mittelalter - Nach zeitgenössischen Quellen, Frankfurt, 1989, S. 134) Es waren Bilder, die sie deutlich beschreiben konnte. Sie sprach von einer "Schau, die ich in meiner Seele sah" (nach Ch. Kerner aus der Vita, S. 71 f) Den Ursprung der Visionen gibt H.v.B. aus zwei Bereichen an: - innerer Mensch, - Seele. Der innere und der äußere Mensch wird von Paulus, 2. Korinther 4, 16, unterschieden. Dabei wird der "exo anthropos", der äußere Mensch, als der Vergängliche charakterisiert, während der "eso anthropos", der innere Mensch, als jener gekennzeichnet wird, der sich "Tag für Tag erneuert", d.h. ihn die Kraft Gottes ernährt. Wie kann also diese innere Kraft sich in Bildern äußern, obwohl sie doch jeden Christen erfüllt? Diese Erklärung der H.v.B. erweist sich somit als theologisch problematisch. Der zweite Hinweis bezieht sich auf den Ursprungsort: Seele. Die Seelenbilder sind vielfältig und entspringen besonders dem unbewußten Traumbereich (S. Freud). Das Verarbeitungsmuster ist bekannt. So wie eigentlich jeder Künstler (Maler, Musiker) ebenfalls diese "Seelenbilder" wahrnehmen kann, so schrieb m.E. auch H.v.B. ihre Visionen auf. Diese Fähigkeit hat nicht jeder. Diese besonderen Gabe Gottes hatte sie offensichtlich bekommen, aber sie ist, wie auch ein Bild mit Inhalten des Glaubens (Michelangelo, Rembrandt u.v.a.) nicht unfehlbar oder ein direkter Ausdruck göttlichen Willens. Somit ist die "Kunst" der H.v.B. nur im sekundären Sinne göttlichen Ursprungs, d.h. weil Gott der Geber aller guten Gaben und Fähigkeiten ist. Ihre Visionen sind immer durch den "Filter" ihrer menschlich-fehlbaren Seele gegangen und nicht Direktaussagen Gottes. Eigenartig und bedenklich ist m.E., eben wegen der vorgenannten Erkenntnis, wenn Hildegard eine Ausdrucksweise verwendet, und ihre "Offenbarungen" in direkter Rede Gottes weitergibt. Bei den Propheten des Alten Testaments und den Aposteln lesen wir z.B. "Doch ich bin JHWH, dein Gott, vom Lande Ägypten her; ich lasse 2

dich wieder in Zelten wohnen..." (Hosea 12,10) und bei dem Apostel Johannes im Neuen Testament, z.B. "Ich, Jesus, habe meine Engel gesandt, um euch dies vor den Gemeinden zu bezeugen." (Offenbarung 22,16). Hildegard selbst verstand sich leider - unreflektiert - als unmittelbares "SprachrohrGottes“. Sie beschreibt das so: "Und abermals hörte ich aus dem lebendigen Licht die Stimme zu mir sprechen: Das, was du siehst, ist wahr. Menschen aber, welche die bösen Geister, die sie zu solche magischen Künsten ermuntern, niederhalten wollen und die den Strafen für dieses Laster entfliehen möchten, sollen sich mit einem rauen Gewand züchtigen. Mit äußerst harten Fasten und mit scharfen Geißelungen sollen sie sich nach dem Richtspruch der Gerechtigkeit kasteien." Was soll man dazu sagen? Der Inhalt ist insofern zu unterstützen, als die "magischen Künste" eindeutig abgelehnt werden, aber die Strafmaßnahmen abzulehnen. Diese ihre Propheten-Perspektive ist somit äußerst problematisch, wie wir aus den Zitaten gesehen haben. H.v.B. wurde deshalb problematischerweise "Prophetissa teutonica" genannt. Der Hebräer-Brief beginnt mit der Feststellung: "Oft und auf mancherlei Art hatte Gott früher zu den Vätern gesprochen durch die Propheten. In der Endzeit dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn." Damit wird sehr deutlich, dass Jesus ein Prophet war, aber das bedeutet doch nicht, dass es nach ihm keine Propheten mehr geben wird. Paulus nennt unter den Charismen (Gnadengaben) ausdrücklich auch die Prophetengabe (1. Korinther 12,10). Allerdings wird im Zusammenhang auch deutlich, was die Aufgabe der prophetischen Geistesgabe ist: Es soll dem Aufbau der Gemeinde dienen! „Ihr könnt einer nach dem anderen sprechen. Dann haben alle etwas von eurer Ermutigung (Unterstützung, Förderung – encourage) oder aus dem Urtext genauer, dann lernen alle in der Gemeinde etwas () und werden ermutigt (). Der Geist der Propheten muss vom Propheten kontrolliert werden.“ (1. Korinther 14,31-32) Doch diese Offenbarungen bergen bis in unsre Zeit (Charismatiker) starke Gefahren - das wurde auch von H.v.B. selbst gesehen -, und schließlich warnten auch die biblischen Propheten selbst vor den falschen Propheten, z.B. bei Jeremia heißt es: "Prophet und Priester, jeder betrügt." (Jeremia 8,10). Das unbewusste Wunschdenken steigert sich leicht in Visionen, d.h. einer außersinnlichen Wahrnehmung (ASW), die in der Verwertung von Gelesenem, Erfahrenen und neuen Phantasien eine Mischung hervorbringt, die zwar mit der Person, aber nichts mit Gottes Plan zu tun hat. Deutlich wird es in dem Brief der H. an den Papst (Eugen III) dem sie eine Vision mitteilt, bei der sie sich als "Feder" bildlich "sieht", die "vom starken Wind getragen" wird. Die Biographin, Ch. Kerner stellt daraufhin fest: "Bereits sehr selbstbewusst tritt Hildegard in ihrer neuen Rolle als Prophetin auf" (Alle Schönheit des Himmels, S. 75+76) Ähnlich selbstbewusst und überzogen, d.h. nicht den Tatsachen entsprechend schreibt H.v.B. in ihrer Schrift "Von den Ursachen und Behandlung der Krankheiten, Kapitel III", in der Einleitung: "Die nachfolgend angegebenen Arzneien für die bisher besprochenen Krankheiten sind von Gott verordnet und werden den Menschen entweder gesund machen, oder aber er muss sterben, oder Gott will nicht, dass er von seinen Krankheiten befreit wird." (causa et curae) Die meisten Ursachen der Krankheiten sind auch heute noch nicht sicher bekannt. In der damaligen Zeit waren außer den Unfällen fast keine Krankheiten erforscht, und H.v.B. hatte keine Erkenntnisse dem Bekannten zugefügt. Auch da ist deutlich zu sagen: Diese Visionen waren Trugschlüsse, ebenso wie die Behandlungsmethoden der Krankheiten meist sehr unzulänglich waren. 3

Wer allerdings diese Visionen in einem Zusammenhang mit dem "Okkultismus" (d.h. aus christlicher Sicht) bringt, der muss wissen, dass H.v.B. - wie vorher beschrieben , niemals um die Verbindung mit dem Teufel suchte, sondern im Gegenteil ihn abwehren wollte. Sie wusste um die möglichen Gefahren und betete deshalb: "Deshalb bitte ich dich, du mögest mich befreien von aller Schwärze der bösen Geister und mich vor allen Zweifeln der Unwissenheit an Leib und Seele bewahren." ("Umarmt vom lebendigen Licht", H.v.B., Herder, Freiburg, S. 43) Um Weisheit dürfen wir Gott bitten, das ist legitim und wichtig, auch um die Abwehr böser Geister, aber vor Unwissenheit schützt uns Gott nicht. Das Erlernte und Erfahrene ist keine geistliche Größe, sondern eine geistige, und die ist abhängig von menschlichen Erkenntnissen und der Kapazität des Gehirns. H.v.B. war eine reich begabte Frau, aber von ihrer Zeit geprägt, konnte sie manchmal schwer zwischen geistigen Leistungen und geistlichen Gaben unterscheiden. Können wir es immer?  Wie behandelte Hildegard von Bingen? Bei H.v.B. "liegt das Ethos des Arztes eben nicht im Sanieren um jeden Preis, sondern in der Barmherzigkeit, die einer für den anderen aufzubringen bereit ist." (Schaefer) Hildegard beschrieb in ihren Naturkundebüchern ca. 1000 Heilpflanzen und Tiere. Ihre Phytotherapie reichte von der Akelei bis zum Zimt. Ebenfalls behandelte sie mit Bärenfett den Haarausfall oder wendete auch physikalische Methoden an, wie z.B. warme Umschläge, oder auch Schröpfen und den kleinen Aderlass. Hildegard von Bingen war eine ungewöhnlich vielfältig begabte und geniale Frau.  Heilmittel der Hildegard von Bingen - Kleiner Aderlass (Kopfader, Mittelader, Leberader) - Blutiges Schröpfen - Brenneisen - Schwitzbad - Pflanzliche Heilmittel: Weizen, Dinkel („beste Getreide“), Galant („Herzmittel“), Rose (Salben, Pulver, Tropfen – „denn der Salbei tröstet, die Rose erfreut“), Fenchel („macht fröhlich, vermittelt Wärme und guten Schweiß“), Knoblauch, Mariendistel („bei Gliederschmerzen“), Ringelblume („Entgiftungsmittel“), Johanniskraut („ist kalt und taugt für das Vieh auf der Weide. Für die Medizin jedoch taugt es nicht viel.“), Bäume: Apfelbaum, Feigenbaum, Tanne.  Gegenzauber - Antimagie (allgemein) In sehr vielen Bereichen des Mittelalters war der Volksaberglaube gegenwärtig. Es ging dabei um die Abwehr von Unglück, von Feuer, Hochwasser, Unwetter oder Krankheit, um das plötzliche Sterben des Viehs, Verzauberungen des Viehs, z.B. dass sie keine Milch mehr geben oder des Menschen, z.B. dass ein Kind behindert wird. Dazu verwendete man bestimmte Segenssprüche oder Beschwörungsformeln, oft unter Anrufung der Dreieinigkeit. Es ging also nicht um den Hilfeschrei zu Gott im Gebet, sondern in einer Art Verselbständigung wurde der Spruch oder das Schrift4

stück das Entscheidende, auf das man vertraute und nicht auf Gott, der die Macht hat, das Unglück zu wenden oder der die Kraft schenkt, das Unglück zu tragen. Der moderne heidnische Abwehrzauber ist ebenso irrational wie ihre geistigen Vorfahren: Maskottchen im Auto, auf der Schulbank, auf dem Fußballplatz, Glückskleeblatt am Schlüsselbund, Hufeisen an der Haustür, dreimaliges Klopfen auf Holz und vieles andere. Aber wie reagiert man christlich auf diese Art des Volksaberglaubens oft unter Einbeziehung des Glaubens? Im 15./16. Jahrhundert wurden besonders in Deutschland, der Schweiz und Südfrankreich Hexenprozesse durchgeführt. Mit den "Hexen" wurde kurzer Prozess gemacht: geschlagen, gebunden und verbrannt. Man schätzt ca. 30 000 Exekutionen in Europa. Es gab seitens der Theologen, z.B. Friedrich von Spee, auch Gegner dieser Hexenprozesse und sie erkannten, dass sich diese brutale Vergeltung der selbsternannten geistlichen Richter nicht mit dem Evangelium von Jesus Christus verträgt. (R. van Dülmen, Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit, Beck, 1994, S. 88). Die moderne Hexenverfolgung wurde ein Fall für den Staatsanwalt in Nürnberg. Ein charismatischer Pfarrer und seine Frau "sollen 1988 eine damals 28jährige Frau bei zwei Dämonenaustreibungen gegen ihren Willen festgehalten, sie dabei auch einmal entkleidet und unter anderem im Intimbereich gesalbt haben. Nach Angaben der Beschuldigten habe die Frau die Behandlung freiwillig über sich ergehen lassen. Ihre Handlungen hätten keinerlei sexuellen Bezug gehabt." (idea 32/94, S. 11) Einzelfälle sind nicht zu verallgemeinern und sagen doch aus, was im Dunkeln der Seelsorge manchmal geschieht. Wenn die gegenseitige Kontrolle in der Gemeinde Jesu fehlt, dann kommt es zu solchen Auswüchsen. Wenn man davon ausgeht, dass es sich nicht um Perversitäten gehandelt hat, so kann gesagt werden, dass es sich um geistliche Abartigkeit gehandelt hat. Da im Falle einer richtig festgestellten Besessenheit der Grenzbereich zu psychischen Erkrankungen sehr nahe liegt, ist die Kompetenz eines Pfarrers oder Seelsorgers sehr leicht überschritten. Nur im Kontakt mit entsprechend psychiatrisch ausgebildeten Ärzten und einer entsprechenden Abklärung sind solche Dämonenaustreibungen gerechtfertigt. Eine „Krankensalbung“ eigentlich ein „Kranken-Fürbittengebet mit gegenseitigem Sündenbekenntnis und anschließender Salbung“ durch die Ältesten der Gemeinde - nach Jakobus 5 - wäre sicherlich die richtige Handlungsweise gewesen.  Abwehrmaßnahmen gegen böse Mächte - Rezept „Während die Echtheit der theologischen Visionsschriften Hildegards aufgrund der sehr früh einsetzenden handschriftlichen Überlieferung unumstritten ist, ist die Authentizität ihrer medizinischen und naturwissenschaftlichen Werke weniger sicher“ schriebt Frau Prof. Änne Bräumer in „Wisse die Wege“ (P. Lang Verlag, Ffm, 1998, S. 213) So ist es vielleicht auch erklärbar, dass wir einerseits eine deutliche Absage der Magie haben, aber andererseits auch die Grenze zur „weißen Magie“ überschritten wird, z.B. bei der Empfehlung des folgenden Heilmittels gegen Wahnvorstellungen: "Mann nehme einen Gürtel Elchs, und einen Gürtel, der aus dem Fell eines Rehs angefertigt ist, hefte diese beiden mit vier kleinen Stiften aus Stahl zusammen...Wenn er den Stift, der auf den Bauch kommt befestigt, soll er sagen: 'Bei der allmächtigen Kraft des allmächtigen Gottes beschwöre ich dich zu meinem Schutz'...Im Elch liegt eine gewisse Stärke, und das Reh ist ein reines Tier. Daher verabscheuen sie die teuflischen Geister und haben eine Abneigung gegen sie." Diese "frommen" Schutzmaßnahmen hat sie somit übernommen - leider -, aber wohl 5

niemals dabei gedacht, dass es sich um eine "kontagiöse Magie" (Frazer), d.h. Zauberei, Geheimkunst, übersinnliche Kraftinanspruchnahme, handelt.  Edelsteintherapie Unter dem Einbezug dessen, dass die Echtheit umstritten ist, steht in dem Vorwort zur Edelstein-Therapie folgendes: "Ursprünglich hatte Gott den Luzifer, den schönsten Lichtengel, mit Edelsteinen geschmückt. Dieser sah sie im Spiegel der Gottheit glänzen und empfing durch sie sein Wissen und erkannte dadurch, dass Gott viel Wunderbares bewirken wollte. In seinem Hochmut wollte er Gott gleich sein. Daher wurde er aus dem Himmel vertrieben. Bei diesem Sturz des Teufels wurde seine Kraft auf die Edelsteine übertragen. Daher werden sie vom Teufel gemieden und er erschauert vor ihnen bei Tag und Nacht`.... "Mit dem Topas-Morgengebet kann man sich den ganzen Tag das Böse vom Leibe halten...Darüber hinaus verbirgt sich in jedem Edelstein die Kraft der Dreifaltigkeit. Drei Kräfte sind im Stein: 'die frische Lebenskraft', symbolisiert den lebendigen Gott; `die greifbare Form', bezeichnet den Sohn; 'das rötliche Feuer', deutet auf den Heiligen Geist" (Hertzka / Strehlow, Die Edelsteinmedizin der heiligen Hildegard von Bingen, Bauer, 1991, S. 154 u. 155) Die Beurteilung ist schwierig. Anhaltspunkte für die Wahrheit dieser Aussagen gibt es nicht. Wir befinden uns somit im Bereich der Behauptungen. Allerdings wird deutlich, dass H. eine Rechtfertigung für die Therapie mit Edelsteinen sucht. Die entscheidenden Sätze sind somit: "Bei diesem Sturz des Teufels wurde seine Kraft auf die Edelsteine übertragen. Daher werden sie vom Teufel gemieden..." Letzteres sollte ja das Ergebnis der Edelsteintherapie sein. Dafür musste rückwärts der Verstoß des Teufels aus dem Himmel herhalten und ihm Edelsteine "angehängt" werden. Biblisch gibt es für diese Aussagen keinen Anhaltspunkt und damit hat H. das Fundament verlassen und befindet sich auf dem schlüpfrigen Boden der Phantasie. Beweise, dass H. Unrecht hat, lassen sich leicht anführen: Sehr viele Leute haben Edelsteine an sich und sind doch im sicheren Besitz des Teufels! Wer nicht mit Jesus verbunden ist, der ist in der Hand des Satans, so lautet die biblische Lehre. „Wenn wir aber schon jetzt bei Gott angenommen sind, weil Christus für uns starb, dann werden wir erst recht durch ihn vor Gottes zukünftigem Strafgericht bewahrt werden.“ (Römer 5,9) Der "teufelfreie Bezirk" wäre nach H.v.B. somit der Juwelierladen - damit wird der Unsinn deutlich! In diesem Punkt, z.B. hat sich ihre Vision als falsch ausgewiesen und muss als solche deutlich gekennzeichnet werden. Der weitere Unsinn ist die Aussage: "Darüber hinaus verbirgt sich in jedem Edelstein die Kraft der Dreieinigkeit." Welche Kraft und seit wann ist diese in Dingen präsent? "Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten." (Johannes 4,24) In der Materie verbirgt sich nicht Gott, sondern er hat sie geschaffen. Ein Roboter wurde von Konstrukteuren entworfen und vielen Technikern hergestellt. So kann er zwar Bezüge zum Menschen haben - eine gewisse Ebenbildlichkeit -, aber sie enthält nicht seine Kräfte, denn die entwickelt er aus sich selbst. Dass sie aber nicht eine Fremdkraft für die vermutete Wirksamkeit der Edelsteine annimmt, zeigt ihre eindeutige Glaubenshaltung: alles in der Natur ist von Gott.

 Errare humanum est! (Irren ist menschlich) In der Edelstein-Therapie nach H.v.B. wird z.B. Topas gegen Fieber, Aussatz und Milzleiden verwendet. Gegen Epilepsie z.B. empfahl sie: "Hat einer eine hinfallende 6

Krankheit, so lege er einen Achat drei Tage lang in Wasser, wenn der Mond eben voll geworden ist. Am vierten Tag nehme er ihn wieder heraus und koche dieses Wasser leicht, ohne dass es aufwalle. Dieses Wasser soll er aufheben und damit alle Speisen kochen, die er verzehrt, bis der Mond abgenommen hat. Auch lege der Kranke einen Achat in alle Getränke, die er während dieser Zeit zu sich nimmt, es sei Wein oder Wasser. Das trinke er dann. Zehn Monde lang soll er das so machen, und er wird geheilt werden - außer Gott will es nicht." (PL 1261 A - zitiert nach Hertzka/Strehlow, "Die Edelsteinmedizin der heiligen Hildegard, Bauer Verlag, Freiburg, S. 19) Ich habe den Eindruck, dass sich zwar damit magisches Verständnis - im Sinne der natürlichen oder "weißen Magie" eingeschlichen hatte, weil H. davon überzeugt war, dass die Steine selbst, bzw. die durch die Steine veränderten Flüssigkeiten (Wein, Wasser, Olivenöl) die Heilung fördern würden, aber sie meinte natürlich, dass ihre Wirkung schöpfungsgemäß sei. Da es nach ihrer Meinung keine Fehler dieser visionären Anweisungen Gottes gab, konnte sie sich ein Versagen der Therapie nur mit dem Willen Gottes erklären. Bei dem allgemein gültigen, mittelalterlichen, Weltbild ist diese Ansicht nicht verwunderlich, da noch jede Erkenntnis der Elemente weit entfernt war und somit den abenteuerlichsten Vorstellungen Tor und Tür geöffnet waren.  Esoterische Edelsteintherapie Unwissenheit ist besonders in der sich schnell wandelnden Medizin nicht anklagbar, aber wenn heute noch Ärzte schreiben: "Wie bei allen Hildegardmitteln führt nur peinlich genaues Befolgen der Vorschriften zum Erfolg" (Dr. G. Hertzka, Dr. W. Strehlow) im obengenannten Buch, dann fragt man sich: Wo ist die medizinische Ausbildung geblieben; haben sie ihren Verstand beim Verlag abgegeben; hat sie der esoterische Geist schon so verführt, dass sie nicht mehr wissen, was möglich oder unmöglich ist? Aber in solcher absurden Geisteshaltung befinden sich die modernen Verursacher der "Edelsteintherapie". Was passiert aber mit den Laien, die nicht zwischen gefährlichen und harmlosen Krankheiten unterscheiden können und die das Gelesene für "göttlichen Ursprungs" dargestellt bekamen? Dadurch werden viele Patienten mal wieder in die Irre geführt und dann allein gelassen. Allerdings sind solche apodiktischen Heilungserwartungen auch der modernen Medizin nicht fremd, nur dass man Anstelle des Willens Gottes dann das Versagen des Patienten - im Sinne von "selbst daran schuld" eingesetzt hat; Hauptsache der Behandler oder die Medizin wird nicht beschuldigt.  Ablehnung der Magie An einer Stelle hat H.v.B. die "Magie" deutlich verurteilt und wollte somit damit nichts zu tun haben: "Mit Satans Hilfe fingen die Menschen an, sich dem Wahnsinn magischer Künste auszuliefern. Den Teufel selbst sehen und hören sie...Ich will aber nicht sagen, auf welche Weise seine ersten Nachfolger durch den Teufel belehrt wurden, so, dass sie ihn sehen und hörten, die ihn auf solche Weise suchen. Sie selbst werden aber durch solchen ihren Leichtsinn aufs Höchste schuldig, indem sie mich, ihren Gott verneinen und den alten Verführer nachahmen." Der Text zeichnet die Gefahren der Werke des Teufels deutlich auf und kennzeichnet ihn als Verführer. H. erklärt die Teufelserscheinungen als Folge des Leichtsinns und der Verschuldung. 7

Weil diese Magier (altpers. magusch, gr. magos, lat. magus) Gott nicht anerkennen wollen, deshalb verstricken sie sich in der Finsternis dämonischer Mächte. Dass H. weiß, dass Jesus die Höllenmächte besiegt hat, geht aus dem Gebet hervor: "Aus seiner Nachkommenschaft (Anm. Abraham) ging Maria hervor, die Auserwählte, die den vornehmsten Spross, den Sohn Gottes, gebar. Dadurch wurde die ganze Welt erleuchtet und der Schlangenkopf zertreten." ("Umarmt vom lebendigen Licht", S. 47).  Moderner Abwehrzauber Michael Alberti (1682-1757), der Theologe und Mediziner aus Halle hatte recht, wenn er feststellte: "Gegen Verhexung ist ärztliche Hilfe Trug und Übermut. Der Teufel weicht keinem außer Gott." Ergänzend müsste man sagen: Dem Teufel können wir nur mit den Waffenrüstungen wirksam entgegentreten, die wir von Jesus Christus haben, d.h. mit dem Schwert des Glaubens (Epheser 6,13). Probleme mit dem "frömmlichen Abwehrzauber" gab es schon vor dem Mittelalter im Judentum. So schreibt der Historiker, J. Preuss (Biblisch-talmudische Medizin): "Maimonides referiert die talmudischen Bestimmungen über das Besprechen in folgender Form: Wer über einer Wunde flüstert und einen Bibelvers sagt oder über einen Säugling aus der Bibel liest, damit er sich nicht ängstige, oder auf ein Kind eine Bibel oder Tefillin (Gebetsriemen + Kästchen) legt, damit es einschlafe, der treibt nicht nur (verbotene) Zauberei, sondern er leugnet auch das Wesen der Thora (Gesetz) selbst; denn er macht aus der Thora ein Heilmittel für den Körper, während sie doch nur ein solches für die Seele (Anm. Geist) darstellen soll." Das moderne Problem wird da deutlich, als mir ein Kollege sagte, dass er einen jungen Gläubigen gehört habe, wie er sagte, dass er über seinem Aquarium einen Bibelspruch hängen habe, damit die Fische nicht krank werden und sterben. Eine andere Christin legte immer die Bibel auf einen Hocker vor die Haustüre, wenn sie das Haus verließ, damit die Einbrecher nicht hineinkommen sollten - als Schutz.

Hauptpunkte der biblischen Geisterunterscheidung: Die Kriterien für eine deutliche "Geisterunterscheidung" sind teilweise schwierig. Manchmal vollziehen sie sich im persönlichen Gespräch gefühlsmäßig und sind geistgewirkt, ohne dass es vernunftmäßig ganz erfassbar ist. Trotzdem wollen wir uns um eine methodische, lernbare Differenzierung bemühen. 1. Besteht eine Abhängigkeit von Gott, Jesus, der Heiligen Schrift? Bei Gläubigen kann es zum Rückfall in magisches Denken kommen, z.B. dass "heilige Dinge" (Reliquien u.a.) eine eigene Wirkung hätten. In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass die Neubekehrten Kranke in Jerusalem vor den Tempel setzten und sie durch den Schatten des Petrus gesund geworden seien, wenn er vorüberging. (Apostelgeschichte 4,15-16). Gott kann auch seine Boten mit solchen außergewöhnlichen Fähigkeiten ausstatten, um die Botschaft voranzutreiben. "Und ungewöhnliche Machtbeweise tat Gott durch die Hände des Paulus, so dass man sogar Schweißtücher oder Schurze von seinem Körper weg auf die Kranken legte und die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister ausfuhren. Aber auch einige von den umherziehenden jüdischen Exorzisten 8

unternahmen es, über die, welche böse Geister hatten, den Namen des Herrn Jesus anzurufen, indem sie sagten: Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus verkündet! Es waren aber sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters Skeua, die dies taten. Der böse Geist aber antwortete und sprach zu ihnen: Jesus kenne ich, und von Paulus weiß ich. Aber ihr, wer seid ihr! Und der Mensch, indem der böse Geist war, überwältigte sie, so dass sie nackt und verwundet aus jenem Haus flohen." (Apg 19,11-16) In dieser Geschichte haben wir einmal die deutliche Verbindung zu Gott, d.h. es geht nicht um den Wunderheiler Paulus, sondern um die Kraft (gr. = dynamis) Gottes. Zum anderen haben die Beschwörer (Exorzisten) zwar die Formel übernommen, aber nicht den lebendigen Glauben an Jesus Christus und sind deshalb gescheitert. So verstehen wir, dass es nicht genügt, einfach Jesus anzurufen, sondern es kommt auf die Überzeugung des Bittenden an. Die Befreiung der Gebundenen, kann nicht durch selbst Gebundene geschehen; somit kann von einer selbstständigen "Magie des Wortes" keine Rede sein. Auf das Geschenk der Heilung hat kein Gläubiger einen Anspruch. Wir befinden uns nicht im Paradies, sondern in der Welt. Wir sind begnadigte Sünder, die auf die Auferstehung und Wiederkunft unsres Herrn warten, d.h. auf den Himmel. So versteht aber auch H.v.B. die Heilige Schrift, denn sie schreibt: "Lass endlich nicht zu, dass mich der Tod verschlingt und bezwingt, so als ob es niemand gäbe, der mich ihm entreißen könnte. O Gott, dieses mögest du nicht meiner Verdienste wegen bewirken - sie sind ja so gering -, sondern weil du gütig bist." (Umarmt..S. 80) Das ist helles, leuchtendes Evangelium und keine stumpfe Werkgerechtigkeitslehre. Auf Gnade weiß sich H. angewiesen und zwar auf Jesus allein. So schreibt sie weiter: "Wenn ich aber in wahrer Reue zu dir gerufen und geschluchzt habe, salbst du mich mit deinen Blutstropfen und heilst mich. Denn du bist mein Befreier und mein Heiland." (Umarmt..S.81) Da wird die Kraft der Vergebung Jesu am Kreuz deutlich und unzweideutig als Umkehr verstanden. H. hatte eine klare Bekehrungsbotschaft - deshalb war auch ihr evangelistischer Einsatz auf vielen Marktplätzen Deutschlands, nicht eine Zugabe in ihrem bewegten Leben, sondern ein Teil ihres wichtigen wirklich göttlichen Auftrags. Heilungswunder können durch das einfache Gebet, durch das beständige Ringen oder durch die Gebete anderer Gläubiger oder durch die Bitte und Krankensalbung der Ältesten von Gott geschenkt werden. Diese Gleichung muss immer aufgehen: Heilung = Gottes Gabe. Über das Faktum der göttlichen Heilungswunder schreibt der Kliniker H. Schaefer: "Dabei ist das Vorliegen sogenannter Wunderheilungen nicht nur im klinischen Raum (Rheder 1955), sondern insbesondere im religiösen Raum von kritischen Beobachtern zweifelsfrei dokumentiert (Carrel, 1951; Schleyer, 1949). Die Berichte künden von völlig Unerklärlichem...Die natürlichen Phänomene der Heilung lassen sich durch den starken Glauben an die Heilung so steigern, dass Heilungsvorgänge in einer so kurzen Zeit ablaufen wie sonst nicht, und mit Effekten, die quantitativ ganz ungewöhnlich sind. Der stärkste Faktor in diesen Wirkungen scheint die Hoffnung zu sein (Schaefer, 1984). (An den Grenzen der Schulmedizin, I. Oepen, Deutscher ÄrzteVerlag, 1985, S. 372-373). Zu der von Schaefer "zweifelsfreien Dokumentation" ist allerdings zu sagen, dass die Fortentwicklung der Medizin seit 1950 so sprunghaft war, dass man sicherlich das eine oder andere auch erklären könnte. Sowohl die Diagnostik, als auch die Therapie hat sich innerhalb dieser langen Zeit an Verbesserungen mehrfach verdoppelt! Dennoch ist für den Gläubigen klar, dass Gott heilen 9

kann, wann und wen er will. Das Heil Gottes ist ein großer Trost für den Glaubenden und ein erneutes Angebot zur Versöhnung mit Gott für den Ungläubigen. In der Zeitschrift P.M. (Peter Moosleitner) wurde eine Thematik abgehandelt, die auch heute offensichtlich von allgemeinem Interesse ist: "Seele - Der Glaube kann Berge versetzen - und gesund machen." Im Artikel schreibt J. Scheppach: "Das kalifornische "Institute of Noetic Science" hat aus der Fachliteratur mittlerweile Tausende von Berichten über unerklärliche Heilungen gesammelt. Dabei beschränkte man sich nicht nur auf Krebserkrankungen, sondern berücksichtigte ein breites Spektrum, von der Tuberkulose bis zu Herzinfarkten. Es sind auch mehrere Fälle erfasst, in denen HIV-positive Patienten mit eindeutigen Symptomen von Aids die tödliche Immunschwäche auf wundersame Weise überwunden haben." (3/94, S. 46) Letzteres ist unglaublich, aber wohl wahr. Gott behält immer unser Leben in seiner Hand, das ist für uns ein großer Trost, aber kann nicht zum Anspruch werden.  Heilungsgabe Das Charisma des Heilenden oder das Gebet in der Gemeinde Jesu ist nicht der Verursacher der Gabe der Heilung, sondern dieser Mensch vermittelt in besonderer Weise die Liebe und Güte Gottes; dass gilt selbstverständlich auch für jeden Berufsbehandler! Wird es zu seiner Masche, zu seiner Show, dann entfernt er sich deutlich von Gottes Weisung und Ordnung. Wer sagt, dass ein Kranker, nachdem er ein Video von ihm eingelegt habe, sich nur nah genug vor das Fernsehgerät zu stellen braucht, um in Kontakt mit der heilenden Kraft des Heiligen Geist zu kommen; der missbraucht diese Gabe Gottes und wird zum Geistheiler. Die Gemeinde Jesu muss wachsam sein und unterscheiden lernen, um nicht Irrlehrern und Wundertätern in die Hände zu fallen.  Die Magie Ein Wesenszug der Magie ist die Imitation der göttlicher Kraft. Wie in der Schöpfungsgeschichte, soll das lebensschaffende Wort Gottes imitiert werden. Die Versuchung des Sein-Wollens-Wie-Gott lässt sich auf allen Ebenen, auch in der Versuchungsgeschichte Jesu (Lukas 4, 1-13), erkennen: Steine zu Brot machen, Welt beherrschen, oder sich selbst in Lebensgefahr begeben und dann Verheißungen aus der Bibel erwarten: "Seinen Engeln befielt er, dass sie dich behüten; und : Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt," (Psalm 91,1) um damit Gott zum Handeln zu zwingen. Gezieltes verdrehen der biblischen Botschaft und - "fromm getarnt", so wollte der Teufel das Netz seiner Bosheit über Jesus zuziehen. Ein weiteres Merkmal der Magie ist die Lüge. Da darf man sich nicht täuschen lassen. Die meisten Wunderversprechen sind Lügen und erfüllen sich nie! Satan ist ein "Vater der Lüge" (Johannes 8,44), so bezeichnet Jesus den Teufel, denn er belügt seine Untergebenen und Abhängigen, ohne dass sie es merken. Während eines evangelistischen Einsatzes in Frankfurts U-Bahn lernte ich einen Nichtsesshaften kennen, der mir sagte, dass er vom Teufel die Macht über alle Einwohner Frankfurts habe. Er war zerlumpt und konnte sich nicht einmal etwas zu essen kaufen, aber trotzdem war fest davon Überzeugung, dass er vom Teufel diese Macht bekommen habe. Das ist die Lüge Satans, die ihn ins Elend gestürzt hat. Wer jedes "Märchen" der großen okkulten Magier und Geistheiler für wahr hält, der ist auch als Christ in diesem Punkt verwundbar und selbst daran schuld. Gott hat die Macht Satans durch das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz beschränkt, damit wir 10

ihm nicht schutzlos ausgeliefert sind. Jesus hat die Dämonen, und damit die satanische Macht besiegt (Matthäus 12,28)! Wer mit ihm, dem Herrn, verbunden ist, der hat Anteil an dieser Tatsache (2. Korinther 6,14). In einem Artikel von dem christlichen Psychiater und Psychotherapeut, Dr. S. Pfeifer, zeigt sich, dass aus einem wahllos und ahnungslos die Naturheilkunde verdächtigender Okkultankläger ein besonnener, vorsichtig beurteilender Seelsorger geworden ist: "Die leichtfertige Diagnose einer 'okkulten Belastung' stellt große Probleme für die betroffenen Christen. Sie führt zu einer völlig verzerrten Glaubenshaltung..." und nochmals als Schlussfolgerung: "Die leichtfertige Okkult-Diagnose in vielen Kreisen (dazu hat er selbst einen nicht unbeachtlichen Beitrag geleistet, denn gemeint sind unsre evangelikalen Kreise) tut dem angefochtenen Menschen großes Unrecht, weil sie ihn gerade in seelischen bzw. geistlichen Krisen viel mehr auf Dämonen, anstatt auf Jesus hinweist" (S. Pfeifer, Okkulte Belastung im Spannungsfeld von Seelsorge und Psychiatrie, in "Brennpunkt Seelsorge, 4/94. 

Besteht eine Abhängigkeit vom Teufel (auch verstellt als Engel des Lichts), Astrologie und anderen widergöttlichen Bindungen?

Die Ausübung oder Befürwortung der Magie geht immer mit einer Abhängigkeit vom Satan einher. Wo Spiritismus und andere okkulten Handlungen durchgeführt werden, ist mit der Verehrung der Astrologie als wichtiger Baustein des Weltbildes zu rechnen. Aus vielen Gesprächen mit Magie-Abhängigen konnte ich diese Erkenntnis gewinnen. Meist haben solche Leute sich für die Zukunft ein persönliches Horoskop erstellen lassen. Wenn jemand in dieser okkulten Bindung steht, dann ist das eine Sünde wie jede andere Handlung, die gegen Gott gerichtet ist, aber es ist wesentlich schwerer für diesen Abhängigen sich davon zu lösen. Deshalb hat sich das "Absagegebet" durch den Seelsorger (meist zwei - wegen unsrer Schwachheit) bewährt, auch wenn es nicht biblisch begründbar ist. Jesus und die Jünger konnten in der Kraft Gottes die teuflischen Mächte, z.B. Dämonen austreiben. Auch viele Seelsorger führen dies durch, indem sie sich zurecht, auf den Sieg Jesu berufen. Ich denke, dass beide Möglichkeiten ihre Berechtigung haben, allerdings setzen sie entsprechende Erfahrungen voraus.  Stellung zur Astrologie Hildegard von Bingen lehnte die Astrologie eindeutig ab: Die Sterne "offenbaren weder die Zukunft noch die Gedanken der Menschen, sondern nur das, was der Mensch bereits als seine Absicht kundgetan hat oder in Wort und Tat kundtut, weil dies die Atmosphäre aufnimmt. Sie teilt es den Sternen mit, und sie offenbaren auf diese Weise sogleich die Werke des Menschen...Warum die Planeten aufgrund ihres Wesens nichts anzeigen. Alle Vorzeichen kommen nicht von einer speziellen Kraft der Planeten, Sterne, Wolken, sondern aufgrund der Erlaubnis, des Willens und Beschlusses von Gott, denn Gott wollte den Menschen ihre Werke zeigen, wo wie eine Münze das Bild des Herrschers zeigt."

 Evangelisationsreisen der Hildegard von Bingen Man wird sie wohl auch als erste deutsche Evangelistin bezeichnen müssen. Sie hat auf den Märkten der Städte öffentlich die Botschaft von Jesus Christus als Retter und Heiland verkündet. Ab 1160, so wird berichtet, führte sie vier Predigtreisen durch und 11

zwar nach Mainz, Wertheim, Würzburg, Ebrach und Bamberg, später reiste sie nach Trier und Metz; 1170 trat sie ihre letzte Evangelisationsreise u.a. nach Kirchheim Teck an. 

Resümee

Zusammenfassend wird man H.v.B. wohl kaum heilig sprechen wollen oder hat sie Jesus doch schon heilig gesprochen? Sie selbst schreibt: "Ich bitte dich, gütiger Vater, dass du mit mir wirkst und mich liebst mit der Glut deiner Liebe, dass du mich in das Buch des Lebens schreibst, und dass ich niemals von dir getrennt werde." ("Umarmt vom lebendigen Licht" wie oben, S. 43) Wer den Stein der Verurteilung werfen will, sollte vorsichtig sein, denn die Bindung an magische Vorstellungen geht bis in unsre Zeit hinein - nur man erkennt sie selbst schwer - wie Hildegard von Bingen. "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet", sagt Jesus in der Bergpredigt! Wer meint, keiner Vergebung Jesu mehr zu bedürfen, der, so lehrt die seelsorgerliche Erfahrung, braucht sie besonders, weil er die Sünden nicht mehr erkennt (1. Johannes 1,8). Ein großes Problem sehe ich allerdings in der esoterischen Sekundärliteratur (Dr. G. Hertzka), die Hildegard von Bingen ihren Vorstellungen gemäß zurechtbiegt. Es ist eben ein Unterschied, ob ein Mensch - in diesem Fall Hildegard von Bingen - an Jesus glaubt, ihm ihr Leben anvertraut hat oder ob ein Mensch in der Abhängigkeit vom Bösen, vom Teufel steht. Diese Differenz darf niemals eingeebnet werden - bei aller sachlichen Kritik.

Adressen von "Hildegard-Gruppen": Internationale Gesellschaft Hildegard von Bingen, CH-6390 ENGELBERG. Mitteilungsblatt: "Hildegard Zeitschrift", Postfach, CH-4010 BASEL. Kontaktadressen in der Schweiz, Österreich, Deutschland (Gesellschaft für Hildegard-Medizin, Hamburg), Frankreich, U.S.A.

12