12. Aug. 2010 ... Ich bin die Betriebsratsvorsitzende bei IKEA Dresden. Der Betriebsrat IKEA
Dresden tritt für den verkaufsfreien Sonntag ein und unterstützt die ...
Rede zum verkaufsfreien Sonntag in der Stadtratssitzung am 12. August 10 Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrates Dresden! Mein Name ist Regine Posern. Ich bin die Betriebsratsvorsitzende bei IKEA Dresden. Der Betriebsrat IKEA Dresden tritt für den verkaufsfreien Sonntag ein und unterstützt die Allianz für den freien Sonntag in Dresden und damit auch die deutschland- und europaweite Allianz für den freien Sonntag. Warum? Zu den Betriebsratswahlen in diesem Jahr haben wir eine Befragung unter unseren ca. 270 Mitarbeitern zum Thema Sonntagsöffnung und Ladenöffnungszeiten durchgeführt. Der Betriebsrat hat den klaren Auftrag erhalten, sich dafür einzusetzen, dass eine Ausweitung der Öffnungszeiten im Handel verhindert wird. Denn: „Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie.“ Zitat von Albert Schweitzer Dies bedachten sicher auch die Verfassungsrichter in Karlsruhe und haben das wachsende Unbehagen über einen Trend aufgegriffen, indem sie sehr klar sagen, was von Konsum- und Wachstums-Predigern oft recht vehement bestritten wird. „Der Mensch braucht Pausen!“ Eine solche Pause ist der Sonntag! Was ist so besonderes am arbeitsfreien Sonntag? Der Sonntag ist ein freier Tag für die ganze Gesellschaft Der Sonntag gibt der Woche den Rhythmus, den Takt an Der Sonntag ist ein Garant für den Wechsel von Spannung und Entspannung Der Sonntag gibt Kraft für die neue Woche, er dient zur Regenerierung der Leistungsfähigkeit, er ist die Chance zum Aufladen des Akkus Der Sonntag ist eine Ruheinsel – noch!
Regine Posern
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12.08.10
Rede zum verkaufsfreien Sonntag in der Stadtratssitzung am 12. August 10 Der Sonntag ist schützenswert! Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Einzelhandel haben sich in den letzten Jahren verschlechtert. Die stetige Erweiterung der Ladenöffnungszeiten führte und führt unter anderem zu
Leistungsverdichtung
zu
höherer Flexibilität, die sich meist einseitig nach den Wünschen des AG richtet, damit verbunden ist Verlust der Planbarkeit des privaten Alltags
zur
Steigerung des Stresses und dadurch der psychischen und physischen Belastung
Verlängerte Ladenöffnungszeiten, die schleichende Aushöhlung des Sonntagsschutzes und die Anpassung an Auftragslage und Kundenstrom, erhöhen nicht die Beschäftigung im Einzelhandel die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnisse ist rückläufig Vollzeit wird von Teilzeit verdrängt prekäre Beschäftigungsverhältnisse steigen Befristungen nehmen zu Minijobs und sozialversicherungsfreie Jobs nehmen zu diese Jobs sind nicht Existenz sichernd, von 24h/ Monat oder 56h/ Monat kann niemand leben Arbeit wird im Einzelhandel immer mehr in sozial wertvollen Zeiten geleistet, in den Abendstunden, am Samstag und nun soll es noch der Sonntag sein. In den vielen nicht-tarifgebunden Einzelhandelsunternehmen wird kaum ein Zuschlag gezahlt oder ein Ersatzruhetag gewährt. Und freiwillig ist die Arbeit am Sonntag nur dort, wo es entsprechende Vereinbarungen mit Betriebsräten gibt. Und dort hält sich die Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter in Grenzen. Ich möchte sie darauf hinweisen, dass der Sonntag auf Grund seiner Struktur nicht durch einen anderen Tag der Woche ersetzbar ist. Denn in der Woche sind die Kinder in der Schule, Freunde, Partner auf Arbeit.
Regine Posern
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12.08.10
Rede zum verkaufsfreien Sonntag in der Stadtratssitzung am 12. August 10 Der Sonntag ist oft der einzige, fest planbare, gemeinsame , freie Tag vieler Menschen, er ist Familientag! Ja, Einkaufen mag Spaß machen, aber wenn für manche Einkaufen zum Ersatz für das echte Leben wird – dann ist das sehr bedenklich. Wie wollen wir Kindern Grundwerte unserer Gesellschaft vermitteln, wenn diese Werte immer weiter „verkauft“ werden? Welche Auswirkungen hat es, wenn im Advent in einem Einkaufscenter Kinder Kekse in einer Showküche backen, anstatt mit Mama zu Hause? Märchen von einem Fremden vorgelesen werden, anstatt von Oma? Im „Kinderland“ gebastelt wird, anstatt gemeinsam daheim in der Familie? Deshalb, denken sie an alle!!! Folgen ihrer Entscheidung. Setzen sie ein Zeichen! Sagen sie „Ja“ zum verkaufsfreien Sonntag! Für alles andere ist der Preis zu hoch!
Regine Posern
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12.08.10