Hydraulische Zerstäubung: Aufgrund der, unter Druck entstandenen,
Verwirbelungen in der Düse bilden sich Tropfen. Hydraulische Düsen neuerer
Bauart, ...
VERFAHREN ZUR AUSBRINGUNG VON PFLANZENSCHUTZMITTEL I.
Tropfenbildung: 1.
Hydraulische Zerstäubung:
Aufgrund der, unter Druck entstandenen, Verwirbelungen in der Düse bilden sich Tropfen. Hydraulische Düsen neuerer Bauart, insbesondere Injektordüsen, haben ein homogenes (gleichmäßiges) Tropfenspektrum.
2.
Pneumatische Zerstäubung:
Diese Art der Zerstäubung findet man bei Rückensprühgeräten, bei Radialgebläsen sowie bei älteren selbstfahrenden Sprühgeräten. Die Tropfenerzeugung erfolgt durch die nach dem Austritt aus der Düse entstehenden Turbulenzen des Luftstroms, dieser zerreißt die Spritzbrühe in viele Einzeltröpfchen.
sous pression
Die pneumatische Zerstäubung ergibt ein sehr breites Tropfenspektrum und führt zu wesentlich höheren Abdriftwerten als die hydraulische Zerstäubung.
II. Ausbringungsverfahren
DAS SPRITZVERFAHREN (JET PROJETÉ)
Beim Spritzen werden die Tropfen durch hohen Druck stark beschleunigt, d. h. es wird ohne Trägerluftstrom (Gebläse) gearbeitet. Anwendung: Gestängespritzgeräte, Schlauchspritzungen, Unkrautbekämpfung. Vorteile: Niedriger Konstruktionsaufwand, geringer Abdrift. Nachteile: Hohe Wasseraufwandmengen und hohe Abtropfverluste.
DAS SPRÜHVERFAHREN (JET PORTÉ)
Beim Sprühen leitet ein Trägerluftstrom die erzeugten Tropfen zur Zielfläche. Sie können daher wesentlich kleiner bleiben, wodurch der Brühaufwand pro Flächeneinheit sinkt. Durch die höhere Schwebefähigkeit steigt aber auch die Gefahr der Abdrift. Dieser Abdrift kann durch die Wahl der Düsen (Beispiel: Injektordüsen) und der Luftströmungsführung erheblich reduziert werden. Vorteile: Niedriger Wasseraufwand ( bis min. 200 l/ha), geringe Abtropfverluste. Nachteil: Teilweise hoher Konstruktionsaufwand, je nach Gebläseart bzw. Düsenwahl hoher Abdrift.
III. Gebläsebauarten Kriterien für ein Gebläse: -
Luftfördermenge in m3/h. (Ideal: 20 000 – 30 000 m3/h)
-
Luftaustrittgeschwindigkeit (m/sec). (30 m/s sollten nicht überschritten werden)
Die Luft wird über Schaufelräder von innen nach außen, also in radialer Richtung weitergeleitet. Der Luftstrom wird zentral vom Radialgebläse erzeugt und über Schläuche den einzelnen Teilbereichen zugeführt. Diese Gebläsebauart kommt u.a. auch in den rückentragbaren Sprühgeräten oder in selbstfahrenden Sprühgeräten zur Anwendung. Nachteile: -
Vergleichsweise geringe Luftfördermenge. (15000 m3/h)
-
Hoher Leistungsbedarf.
-
Hohe Luftaustrittgeschwindigkeit ( 80 -100 m/sec) => hohes Abdriftpotenzial bei der Kombination von einem Radialgebläse mit der pneumatischen Zerstäubung.
-
Je nach Ausrichtung der Schläuche hoher Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone.
Die pneumatische Zerstäubung in Verbindung mit einem Radialgebläse führt zu einem sehr hohen atmosphärischen und sedimentativen Abdrift! Vorteil: Wegen dem einfachen konstruktiven Aufwand ideal für mehrreihige Applikationen.
Radialgebläse der Firma Nobili
Rückentragbares (SOLO)
Sprühgerät
mit
Radialgebläse.
Anwendungsempfehlung für Radialgebläse: Um die Abdrift zu reduzieren, soll die Zerstäubung hydraulisch durch Standardüsen respektiv durch Injektordüsen erfolgen. Ein völlig neuartiges Radiallüfterkonzept brachte die Firma Holder 1998 unter dem Namen OVS auf den Markt. In diesem Konzept wird der Luftstrom auch zentral erzeugt und über ein neues Luftströmungsführungssystem symmetrisch auf die Laubwand geführt. Die beiden Gebläse sind in der Mitte beweglich und können den Geländeverhältnissen angepasst werden. In einer terrassierten Anlage kann so der Luftstrom genau auf die Laubwand gerichtet werden. Die Zerstäubung kann entweder über Standarddüsen oder Injektordüsen erfolgen.
In solchen Gebläsen wird die Luft durch Propeller in axialer Richtung von hinten nach vorn befördert. Vorteile: Hohe Luftleistung (30 000 m3/h). Ausreichende Luftaustrittgeschwindigkeit (30 m/s). Geringes Gewicht. Nachteile: •
Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone.
•
Drall (auf einer Seite nach unten, auf der anderen nach oben).
Axialgebläse ohne Luftleitbleche Den neuesten Studien zur Folge sind Axialgebläse nur empfehlenswert in Verbindung mit Luftleitblechen empfehlenswert.
In solchen Gebläsen wird die Luft durch zwei gegenläufige Propeller in axialer Richtung von hinten nach vorn befördert Vorteile: Hohe Luftleistung (30 000 m3/h). Ausreichende Luftaustrittgeschwindigkeit (30 m/s). 2 gegenläufige Propeller und Luftleitbleche reduzieren den Drall. Nachteile: Gewicht bei aufgesatteltem Sprühgerät. Wirkstoffaustrag Gipfelzone.
über
der
Nachteile:
Gewicht bei aufgesatteltem Sprühgerät. Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone.
In solchen Gebläsen wird die Luft durch einen Propeller in axialer Richtung vorne angesaugt und schräg nach hinten befördert, daher der Name "Umkehraxial". Diese Bauform führt bei den Anwendungen im Vergleich zu den Standardaxialgebläsen zu einer besseren Anlagerung der Brühe auf der Laubwand. Bei modernen Umkehraxialgebläsen kann der Ausströmungswinkel des Luftstroms eingestellt werden. In breiten Reihen kann der Luftstrom fast rechtwinklig auf die Laubwand, in engen Reihen schräg eingestellt werden.
Vorteile: ÆHohe Luftleistung (30 000 m3/h) ÆAusreichende Luftaustrittgeschwindigkeit (30 m/s) ÆVerbesserte Anlagerung der Brühe ÆGewicht Nachteile: ÆDrall sowie Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone
Die hinsichtlich der Luftströmung am besten zu bewertende Technik stellt derzeit das Querstromgebläse (Tangentialgebläse) dar, welches sich strömungstechnisch grundlegend von anderen Gebläsebauarten unterscheidet. Zwei vertikal angeordnete Lüfter erzeugen einen horizontal ausgerichteten Luftstrom. Vorteile: ÆHorizontal ausgerichteter homogener und symmetrischer Luftstrom. (kein Drall) ÆKein Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone. ÆHohe Luftleistung (30 000 m3/h) bei ausreichender Austrittgeschwindigkeit (18 m/s). Nachteil: ÆHoher konstruktiver Aufwand.
IV. EINSATZ VON INJEKTORDÜSEN ZUR ABDRIFTREDUZIERUNG.
"Während die abtriftmindernde Wirkung der Injektordüse außer Frage steht, werden vonseiten der Praxis immer noch Bedenken hinsichtlich der Sicherheit des Behandlungserfolges geäußert. Grund dafür dürften die grob strukturierten Beläge sein, die visuell einen eher negativen Eindruck vermitteln. Zahlreiche quantitative Belagsanalysen haben jedoch gezeigt, dass auch an den schwerer zugänglichen Zielpositionen die angelagerten Belagsmassen mit denen feintropfiger Düsen vergleichbar sind. Letztendlich gaben unzählige Versuche in fast allen Anbaugebieten den Ausschlag dafür, dass Injektordüsen von der Beratung hinsichtlich der biologischen Leistung den konventionellen Zerstäubersystemen inzwischen als ebenbürtig eingestuft werden. Ein hinreichend sicherer Behandlungserfolg ist dann gewährleistet, wenn ihr Einsatz nach „guter fachlicher Praxis“ erfolgt". (Bäcker, G., Geisenheim )
Injektordüsen für den Weinau, links: Lechler ID90015, ID9002 und ID9003, Mitte: Turbodrop TD8002, TDO und TDJ, rechts: Albuz AVI80015 und AVI8002
Jedenfalls sollte wenigstens die obere Düsenstufe eines Pflanzenschutzgerätes mit einer Injektordüse ausgerüstet werden um den teilweise sehr hohen Wirkstoffaustrag über der Gipfelzone zu reduzieren!
Quellen: G. Bäcker, Fachgebiet Technik, FA Geisenheim. Taschenbuch der Weinbautechnik Fachverlag FRAUND. Guide pratique hors série 2003 Viticulture raisonnée et environnement. (Vigneron Champenois). Landesversuch 2002 "Düsen" (Rheinlandpfalz)